Mittwoch, 20.07.2022
Güterbahnen
Lokführer-Sharing soll Personalproblem lösen 
 
Kann ein unternehmensübergreifender Einsatz von Triebfahrzeugführern das Personalproblem der Güterbahnen lösen? Ein Projektkonsortium unter Beteiligung der Allianz pro Schiene will dies nun mit finanzieller Unterstützung aus dem Bundesverkehrsministerium (BMDV) herausfinden. Mithilfe der von Konsortialführer Menlo79 entwickelten Software sollen Ruhe- und Arbeitszeiten besser zwischen verschiedenen Bahngesellschaften koordiniert werden. Das BMDV fördert die Softwareentwicklung im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunft Schienengüterverkehr“ mit insgesamt rund 4,2 Mio. EUR. Beteiligt sind zudem die Unternehmen SCI Verkehr GmbH, Trainbutlers GmbH & Co. KG sowie Enginec e.K. (cm)
Frankreich
Langsame ERTMS-Einführung behindert Wettbewerb 
 
Die langsame Einführung von ERTMS ist nach Ansicht der französischen Eisenbahnregulierungsbehörde ART ein Haupthindernis für die Öffnung des Binnenmarktes für den Wettbewerb. Die Untersuchung der ART zur Marktlage folgt auf die Aufnahme des Wettbewerbs im Inland am 05.04.2022, als Trenitalia den Verkehr Paris - Lyon aufnahm als Ergänzung der grenzüberschreitenden Züge zwischen Paris und Mailand. Die Behörde stellte fest, dass der begrenzte Zugang zu Sicherheitsausrüstungen und Zugsteuerungskomponenten ein ernsthaftes Problem für Trenitalia als neuen Marktteilnehmer und für andere potenzielle Betreiber darstellt. Um das Problem anzugehen, hat ART 18 Empfehlungen zu Sicherheits- und Zugsicherungsausrüstungen herausgegeben, die ihrer Meinung nach die Marktöffnung erleichtern würden. Zu den wichtigsten Punkten gehört eine deutliche Beschleunigung des nationalen ERTMS-Migrationsplans, um die Class-B-Ausrüstung – TVM auf Hochgeschwindigkeitsstrecken und KVB auf konventionellen Strecken – schneller zu ersetzen. Weiter fordert ART eine „Systembehörde“, um einen fairen Zugang zu den vorhandenen Class B-Ausrüstungen zu gewährleisten. Dies sollte die Sicherheitsbehörde EPSF übernehmen, aushilfsweise auch SNCF Réseau. Und weiter sollten die technischen Informationen der Class B-Systeme zugänglich sein. (cm)
Bundesverkehrsminister Wissing
Bund finanziert Nachfolger vom 9-Euro-Ticket nicht 
 
Gestern hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket ins Gespräch gebracht. Heute rückt er davon ein Stück ab: Der öffentliche Nahverkehr und dessen Tarifgestaltung seien eindeutig „Ländersache“, sagte er in der ARD. Die Länder müssten daher sehen, „wie sie das finanzieren wollen“. Wissing verwies darauf, dass es in der Verfassung „anders vorgesehen“ sei. Die Finanzierung des 9-Euro-Tickets sei „einmalig“. Im Herbst würden die Verkehrsministerkonferenz darüber beraten „wie die Strukturen des ÖPNV neu aufgestellt werden sollen“, sagte Wissing weiter. (cm)
EU-Kommission
Bouygues darf unter Auflagen Equans übernehmen 
 
Bouygues aus Frankreich darf das französische Unternehmen Equans übernehmen – allerdings unter Auflagen. Dies hat die EU-Kommission entschieden, wie gestern (19.07.2022) mitgeteilt wurde. Allerdings muss die zu Bouygues gehörende Colas Rail Belgium veräußert werden – einschließlich aller Vermögenswerte und Mitarbeiter sowie laufender und künftiger Verträge seines Fahrleitungs- und seines Gleisanlagengeschäfts. Grund ist die Wettbewerbssituation in Belgien: Beide Unternehmen sind zwei der führenden Anbieter von Installations- und Wartungsdiensten für Fahrleitungen. Der Zusammenschluss wurde auch von der britischen Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde CMA geprüft, die ebenfalls am 19.07.2022 einen diesbezüglichen Beschluss erlassen hat. (cm)
Großbritannien
Fusion von Bouygues und Equans mit wettbewerbsrechtlichen Bedenken 
 
Die britische Wettbewerbsbehörde CMA (Competition and Markets Authority) hat Bedenken gegen den Zusammenschluss zweier Unternehmen, die sich derzeit um die Installation von Oberleitungen für HS2 bewerben. Bouygues und Equans als Teil der Engie-Gruppe sind beide große und gut etablierte Akteure innerhalb der Eisenbahnlieferkette in Europa. Bouygues hat im November 2021 den Kauf von Equans im Rahmen eines 6-Milliarden-Pfund-Geschäfts angekündigt. In Großbritannien sind Bouygues und Equans Konkurrenten bei der Lieferung von Fahrleitungsanlagen. Laut der CMA würde der Zusammenschluss bewirken, dass gerade bei der HS2 das sich in der Endphase befindliche Ausschreibungsverfahren an Wettbewerb verlieren würde. Nun müssen die Unternehmen dazu Stellung beziehen. (wkz/cm)
Slowenische Staatsbahn
Internationaler Güterverkehr unterbrochen – Wiederholung nicht ausgeschlossen 
 
Am 17.07.2022 ab 13 Uhr nahm die SŽ-Infrastruktura keine Güterzüge mehr aus dem Ausland an – und dies für 48 Stunden. Dies kündigte das Unternehmen laut der ÖBB RCG nur „mit wenigen Stunden Vorwarnzeit“ an. Als Grund gab die SŽ eine „Überlastung“ des Netzes an – u.a. durch Umleitungsverkehre aus dem italienischen Kanaltal wegen dortiger Bauarbeiten. Die betroffenen ausländischen Bahnen führen die Überlastung aber auch auf Bauarbeiten in Slowenien zurück. Für die österreichische Güterbahn WLC ist dies ein „Armutszeugnis“ und „könnte wieder passieren – je nach Bautätigkeit“. Die WLC rechne durchaus damit, dass dies ein- bis zweimal im Jahr vorkommen könne, so die Bahn zu Rail Business. Auch die ÖBB halten „in Anbetracht der europaweiten Baustellen und Umleitungsverkehre“ eine Wiederholung nicht für ausgeschlossen. Laut RCG wurde die Sperre „früher als angekündigt wieder aufgehoben“, dies sei „auch durch unseren Einsatz bei der slowenischen Bahn“ erfolgt. RCG verwies auch schon auf weitere „Herausforderungen“ in den „kommenden Monaten“: europaweite Baustellen, vor allem entlang des Balkans sowie in Italien entlang der Strecke Tarvisio-Udine (Pontebbana-Sperre) und die herausfordernde Situation in Deutschland (Baustellen und fehlende Ressourcen bei Partner-Bahnen). (cm)
Bulgarien
Gründung der Holding BDŽ EAD genehmigt 
 
Der Gründung der Holding BDŽ EAD steht nichts mehr im Wege. Der Verkehrsminister Nikolaj Sabev unterzeichnete am 13.07.2022 den Beschluss über den Vertrag zur schon angekündigten Umwandlung der Staatsbahn BDŽ (Rail Business vom 08.02.2022). Dabei soll die Personenverkehrsgesellschaft BDŽ PP EOOD und die Güterverkehrsgesellschaft BDŽ TP EOOD verschmolzen werden. Im Februar 2023 dann stellt Minister Sabev die künftige Umstrukturierung vor, die Teil des massiven Umbaus des bulgarischen Verkehrssystems ist. Die Regierung erhofft sich eine bessere Qualität der Bahn sowie eine Senkung der Kosten durch effizientere Strukturen. (wkz/cm)
Spanien
Regierung kündigt 0-Euro-Ticket an – aber nur für die Renfe 
 
Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte bei der Regierungsdebatte zur Lage der Nation Mitte Juli angekündigt, kostenlose Zeitkarten auszugeben. Dies ist eine Maßnahme zur Förderung des Umstiegs von Pendlern vom Auto auf die Bahn. Zwischen dem 01.09.2022 und dem 31.12.2022 sollen die Renfe-Züge Cercanías und Media Distancia kostenfrei genutzt werden können. Beide Gattungen werden öffentlich finanziert. Die Kosten sollen bei 250 Mio. EUR liegen, weiter will die Regierung den Regionen 200 Mio. EUR zur Verfügung stellen, um die Kosten für Nahverkehrs-Abonnements um etwa 30 % zu senken. An dem Modell gibt es aus den Regionen heftige Kritik. Regionen mit wenigen Renfe-Linien wie das Baskenland fühlen sich benachteiligt – genauso Großstädte wie Barcelona, wo die wenigsten Fahrgäste die Renfe-Züge nutzen würden. (cm)
ELP
HVLE mietet ihre zwölfte Eurodual an 
 
Die Havelländische Eisenbahn (HVLE) wird ihre zwölfte Eurodual-Lokomotive nicht kaufen sondern bei ELP (European Loc Pool) langfristig anmieten. Sie wird noch in diesem Monat übergeben. Mit abgeschlossen wurde ein Full-Service-Vertrag. Die HVLE ist Erstkunde der Eurodual und hat bereits zehn Maschinen im Einsatz. Ende 2021 kaufte die Bahn dann eine weitere Eurodual, die im Sommer 2023 ausgeliefert wird (Rail Business vom 29.12.2021). Diese Maschine bekommt eine Steilstreckenausrüstung. (cm)
DB Netz
Hitzeschäden führen zu langwieriger Sperrung 
 
Morgen (21.07.2022) mit Betriebsbeginn wird die DB Netz die Strecke Elze – Hameln zwischen Elze und Voldagsen voll sperren. Dies wurde dem Betreiber der Regionallinie RB 77, der Start Niedersachsen Mitte der DB Regio, heute (20.07.2022) mitgeteilt. Grund hierfür sind hitzebedingte Schäden an der Infrastruktur. Laut Start nennt die DB als Horizont für die Beseitigung der Schäden „Mitte August“. Start „versucht“, einen Busnotverkehr bereitzustellen, kann dies aber „noch nicht zusichern“. (cm)